Neue Studie: Finanzprofis mehren Kundenvermögen 2019 um durchschnittlich 13,2 Prozent
Die unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland haben im vergangenen Jahr für ihre Kunden attraktive Renditen erwirtschaftet: Über alle Firmengrößen hinweg kamen die Vermögensprofis auf eine Rendite von durchschnittlich 13,2 Prozent. Nach Kosten erzielten die Anleger 12,3 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie der Technischen Hochschule Aschaffenburg. Bemerkenswert: Die kleinsten Vermögensverwaltungen belegten bei der Rendite den Spitzenplatz.
Die neue Untersuchung des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV) an der Technischen Hochschule Aschaffenburg zeigt eindrucksvoll, über welche Wertpapier-Expertise die unabhängigen Vermögensverwalter verfügen. Geschuldet ist die starke Performance vor allem der relativ hohen Aktienquote: Über Einzelaktien, Aktienfonds und Mischfonds hatten die Vermögensprofis je nach Firmengröße zum Jahresende im Median* 50 bis 60 Prozent im Aktienmarkt investiert. "Unabhängige Vermögensverwalter sind echte Aktienspezialisten, 2019 haben sie ihre Kompetenz voll zum Wohl ihrer Kunden einbringen können", resümiert Prof. Dr. Hartwig Webersinke, Leiter des InVV, das Ergebnis. An der Studie nahmen gut 150 der etwa 400 unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland teil. 135 Fragebögen konnten vollständig ausgewertet werden.
US-Aktien hatten 2019 den höchsten Anteil im Depot
Ein gutes Viertel des Kundenvermögens war Ende 2019 in Anleihen, Rentenfonds und anteilig in Mischfonds angelegt. Nach den liquiden Mitteln, die fünf Prozent ausmachten, belegte Gold mit vier Prozent den fünften Platz im Ranking der Anlageklassen. "Unsere Auswertung zeigt, dass der prozentuale Anteil von Aktien, Gold und Mischfonds im vergangenen Jahr gestiegen ist. Der Anteil der Anleihen ging indes leicht zurück", so Webersinke, der auch Dekan für Wirtschaft und Recht an der TH Aschaffenburg ist. Weiter wurde deutlich, dass Nordamerika 2019 mit einem Anteil von rund 25 Prozent die bevorzugte Anlageregion für Aktien war. Auf den nächsten Plätzen folgten die Europäische Union (ohne Deutschland) und dann Deutschland. Bei den Anleihen war Deutschland der Spitzenreiter, gefolgt von der EU.
Vermögensverwalter setzen in der Corona-Krise auf Aktien und Gold
Der zeitliche Schwerpunkt der Studie fiel auf das Frühjahr 2020, als der Corona-Crash Anleger und Finanzprofis in Atem hielt. Trotz des heftigen Abschwungs gaben die unabhängigen Vermögensverwalter an, dass sie bis zum Frühjahr 2021 den Anteil von Aktien und Gold spürbar anheben wollten. "Die deutliche Erholung der Aktienmärkte und der starke Anstieg beim Goldpreis zeigten, dass die unabhängigen Vermögensverwalter mit dieser Entscheidung richtig lagen", bilanziert Webersinke.
Bei Anleihen gehen die Profis neue Wege
Wegen der zunehmend geringeren Renditen bei soliden Anleihen gehen die Vermögensprofis großteils neue Wege. Über alle Firmengrößen hinweg hatte 2019 gut jede dritte Vermögensverwaltung den Anteil dieser Anleihen durch andere Anlageklassen ersetzt. Dazu gehören etwa Liquidität oder Gold. Etwa 30 Prozent der Studienteilnehmer wichen im vergangenen Jahr zumindest teilweise auf bonitätsschwächere Anleihen mit höheren Renditen bzw. Zinsen aus. Ein kleiner Teil nutzte verstärkt Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten und deswegen höheren Renditen.
Klein, aber fein
In den Vorjahren hatte sich bereits angedeutet, dass die Leistungsfähigkeit einer Vermögensverwaltung nicht von deren Größe abhängt. "Diese Tendenz hat sich 2019 erhärtet, wie die aktuelle Studie zeigt", so Studienleiter Webersinke. In der Tat erzielten Unternehmen mit weniger als 50 Millionen Euro an Kundengeldern mit 14,3 Prozent vor Kosten dieses Mal die höchste Jahresrendite. Allerdings lag die Risikoklasse ihrer Portfolios im Median mit 3,5 von 5 etwas höher als bei den größeren Häusern. Große Häuser mit mehr als 500 Millionen Euro unter Verwaltung kamen auf 14 Prozent.
Gute Renditen auch in den Vorjahren
Generell haben unabhängige Vermögensverwalter nicht nur im Jahr 2019 mit seinen guten Rahmenbedingungen, sondern bereits in den Jahren zuvor respektable Renditen erzielt. Nach früheren Auswertungen des InVV erwirtschafteten die Vermögensprofis in den Vorjahren bis auf 2018 jährliche Renditen zwischen fünf und sieben Prozent vor Kosten. Damit kamen die Kunden der Vermögensverwalter im Durchschnitt auf vier bis sechs Prozent per anno. Webersinkes Fazit: "Wer sich einem unabhängigen Vermögensverwalter anvertraut, hat bei gleichem Risiko eine realistische Chance auf höhere Renditen als ein Privatanleger oder ein Kunde, der sich an eine vertriebsgetriebene Institution wendet." Für ihre gute Arbeit spreche auch die Tatsache, dass 90 Prozent der neuen Kunden durch Weiterempfehlung gewonnen würden.
Das Institut für Vermögensverwaltung untersucht seit 2014 die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter und führt in jährlichem Turnus eine Umfrage durch. Befragt werden unabhängige Vermögensverwalter mit einer Zulassung nach §32 Kreditwesengesetz (KWG). Das Institut unter Leitung von Prof. Dr. Hartwig Webersinke ist an der Technischen Hochschule Aschaffenburg angesiedelt und wird finanziert durch die V-BANK als Drittmittelgeber und vom Verband unabhängiger Vermögensverwalter unterstützt.
* Median: Der Median ist der Zentralwert, der genau in der Mitte einer Datenreihe liegt. Damit rangiert die eine Hälfte der Daten stets unter, die andere Hälfte stets über dem Median. Im Vergleich zum arithmetischen Mittel reagiert der Median weniger stark auf individuelle Daten am unteren oder oberen Ende der Datenreihe.